Urlaub 2006

           Zwei Welsangler im Osten der Türkei

Es war November 2006, als ich mit Thomas die Ost-Türkei am Schwarzen Meer,
für 2 Wochen, besuchte. Unsere Zielsetzung war es, uns ein Bild über den
Welsbestand im Fluss Kizilirmak und den dazu gehörigen Stauseen zu machen. Da
einer unserer Freunde aus dieser Gegend, um die Stadt Bafra stammt,
organisierte er uns zwei Autos mit Anhängerkupplung, Bootshängern und
Angelbooten mit Außenbordern. Es war jedoch nicht ganz einfach, da es kaum
Autos mit Anhängerkupplung in diesem Landesteil gibt. Die Boote mit Motor und
Anhänger waren auch nicht ganz leicht zu beschaffen, doch hat unser Freund
dieses Meisterhaft geschafft.

                                                               

Der Flug von Frankfurt am Main über Istanbul nach Samsun, am Schwarzen Meer,
verlief ohne Probleme und unser Gepäck mit der Angelausrüstung kam auch an.
Was nicht immer so war, wenn wir einen Angelurlaub machten. Am Flughafen von
Samsun kannten die Zöllner anscheinend noch keine Touris, da sie genau wissen
wollten, für was die ganze Ausrüstung mit Echoloten, GPS usw. ist. Auch wollten sie
die Rechnungen für alle Geräte und Sachen sehen. Es dauerte eine Weile, bis wir
ihnen klar gemacht hatten, dass wir keine Rechnungen für unsere Ausrüstung dabei
hatten.

                                                                

Unser türkischer Freund holte uns in Begleitung des Bürgermeisters von Bafra am
Flughafen von Samsun ab, und wir fuhren über die Landstrasse nach Bafra. Mitten
auf der Landstraße gerieten wir in eine Militärkontrolle, und ich staunte nicht
schlecht, als bei der Leibesvisitation der Bürgermeister eine Pistole Kaliber 9 mm
trug. Da es in diesem Landesteil selbstverständlich ist, eine Waffe zu tragen, war
der Militärpolizist nur verwundert, dass Thomas und ich keine trugen. „Touris halt!“

                                                                       

Im Laufe der 2 Wochen kamen wir noch mehrmals in Militärkontrollen, doch
begleitete uns ein Freund des Bürgermeisters, der Offizier beim Militär gewesen
war und den jeder in der Gegend kannte. So kamen wir durch jede Kontrolle, ohne
auch nur einmal kontrolliert zu werden. In der Türkei benötigten wir keine
Angellizenz, und so verbrachten wir nur eine Nacht in der Stadt, bevor wir an den
oberen Stausee für 4 Tage fuhren. Wir bezogen eine kleine Fischerhütte, die wie
vor 100 Jahren aussah und machten es uns gemütlich
.

                                         

Nach Informationen der Einheimischen gäbe es in den Stauseen und im Fluss,
Forellen, Hechte, Zander, Barsche, Welse und Karpfen. Nun konnten wir es kaum
noch abwarten unsere Angeln auszuwerfen. Wir sahen auch ein paar Bilder von
gefangenen Fischen, die aber schon ein paar Jahre alt waren. In den nächsten
4 Tagen versuchte ich es mit Kunstködern auf Welse, doch ohne Erfolg. Ich sah nur
ganz wenige Fische auf dem Echolot, die vermutlich Karpfen waren. Thomas
versuchte es in dem 2. Boot mit dem Wallerholz und sah noch nicht einmal einen
einzigen Wels, auf dem Echolot, steigen. Die nächsten 4 Tage verbrachten wir
damit den Stausee vom Anfang bis zum Ende zu befischen und von morgens 07:00
bis spät in die Nacht. Doch es tat sich nichts.

                                                                       

Es hatte anscheinend damit zu tun, dass alle Bauern der Gegend Netze stellten und
die Fische in der Stadt für viel Geld verkauften. So wie es aussah, war das
Gewässer fast fischleer. Stellenweise mussten wir mehrere Kilometer um die Netze
herumfahren, um überhaupt eine freie Stelle zum Angeln zu finden.

                

Auch wurden beim Anstau des Sees die ganzen Wälder überflutet, und so riss ich
mir eine Menge Kunstköder in den Bäumen unter Wasser ab. Genau dasselbe Bild
mit hunderten von Netzen sahen wir im unteren Stausee, dem Fluss Kizilirmak bis
in die Berge und zum Schwarzen Meer hin. Auch diese Stellen befischten wir 
jeweils 3 Tage lang von früh morgens bis spät in die Nacht ohne Erfolg.

                                           

Außerdem erzählten uns die Einheimischen, dass es in den Monaten Mai bis
August verboten wäre, Netze zu stellen, aber sich keiner daran hält. In den zwei
Wochen haben die Bauern ein paar Karpfen und 8 Zander in den Netzen gehabt.
Die Zander waren für mich keine Zander, sondern „Babys“ zwischen 18 -  43 cm.
Uns erzählten die Bauern, dass die Zander hier nicht größer werden. „Wen
wundert’s“, wenn schon so kleine Zander entnommen werden, auch alle anderen
Fischarten haben keine große Schanze alt zu werden. Wir haben in den 2 Wochen
nicht einen einzigen Fisch gefangen und ich hatte nur 4 Zanderbisse auf
Gummifisch. Nach den Zahnabdrücken im Gummifisch zu urteilen, waren es auch
so kleine Zander wie in den Netzen der Bauern.

Dass wir keine Fische gefangen haben stimmt nicht ganz denn Thomas hat einen
ca. 2 cm großen Gründling mit der Hand gefangen und ich einen ca. 7 cm großen
Gründling, mit Gummifisch, an der Schwanzflosse gehakt.

                                                                

Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass die Leute sehr freundlich sind und die
Gegend fantastisch ist.

Es gibt sehr viele Wälder mit Wild und Pilzen. Es soll auch noch Wölfe in den
Bergen geben. Zum Erholen und Abschalten vom Alltagsstress war es ein guter
Urlaub, doch sollte man es nicht ohne einen Ortskundigen, der die Sprache spricht,
versuchen. Es herrscht nach Information unseres Begleiters, in den Bergen bei den
Einheimischen, noch immer das Faustrecht! Die Fischerei ist in diesem Teil der
Türkei nicht zu empfehlen und ob es anderswo besser ist, kann ich nicht beurteilen.

                                                   

Dieser Urlaub war von der Angelei aus gesehen der schlechteste den Thomas und
ich in den letzten 20 Jahren, die wir zusammen Urlaub machen, machten.

Mario

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